L.B.O. - Wie ein sächsischer Strumpf die Welt erobert

Aug 6, 2025·
Denise Braeschke
Denise Braeschke
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The full article was first published on 10/18/2018 under the title: ‘L.B.O. - Wie ein sächischer Strumpf die Welt erobert’ on https://www.carlmarie.de/magazin/wissen/lbo-strumpfwirker-louis-bahner-oberlungwitz/.
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L.B.O. - Wie ein sächsischer Strumpf die Welt erobert

Die Geschichte der industriellen Strumpfherstellung in Deutschland ist eng verbunden mit dem Namen Louis Bahner und dessen in Oberlungwitz gegründetem Strumpfwirkerbetrieb L.B.O. – welcher später unter dem Namen Elbeo ein glänzendes Beispiel für das deutsche Wirtschaftswunder darstellt und zu einer der führenden Strumpfmarken wird.

Stationen der Firmengeschichte

Grundstein der Strumpfwirkerei – der Handkulierstuhl

Strümpfe gibt es schon ziemlich lange, Funde in Ägypten wurden auf das 4.Jh. v. Chr. datiert. Die Menschen hatten wohl schon immer kalte Füße. Doch bis zu den heute üblichen, feinmaschigen Strumpfwaren war es ein langer Weg. Dieser nahm mit William Lee und seiner Idee, die langwierige Handstrickerei zu beschleunigen, seinen Anfang. Im Jahr 1589 entwickelte er den ersten funktionstüchtigen Handkulierstuhl, der sechsmal schneller arbeitete, als es von Hand möglich war.

Auf dieser Maschine werden, im Gegensatz zum Stricken von Hand, alle nebeneinanderliegenden Maschen gleichzeitig erzeugt. Dazu ist eine Vielzahl von nebeneinander angeordneten und mit einem Haken versehenen Nadeln nötig. Es entsteht ein einheitliches, flächiges Werkstück. Da dieses natürlich gleichbleibend breit wäre und somit an keinem Bein halten würde, kann man Maschen am Rand hinzu- oder wegnehmen, um so die Form zu verändern. Im Anschluss wird aus dem flachen Stoffstück noch ein Schlauch genäht. Von dieser Methode der Strumpfherstellung kommt auch die bei Damenstrümpfen als äußerst sexy geltende Strumpfnaht.

Vom Damenstrumpf aus Naturseide zur feinen Kunstfaser

Im Jahr 1937 gelingt ELBEO etwas Außergewöhnliches. Der auf der Weltausstellung in Paris vorgestellte 11den Feinstrumpf aus Naturseide gewinnt den Grand Prix. Bereits zwei Jahre zuvor wurde in Amerika eine revolutionäre Erfindung gemacht. Dem Chemiker Wallace Hume Carothers gelingt die Herstellung einer extrem dehnbaren, reißfesten und gleichzeitig feinen Kunstfaser. Nylon war geboren und ebnete damit den Weg für die Textilherstellung, wie wir sie heute kennen. Natürlich bleibt auch den Deutschen die Suche nach diesem Wunderstoff nicht verborgen und zeitgleich arbeitet Paul Schlack, Chemiker bei der deutschen I.G. Farben, an einer Lösung. Der Durchbruch gelingt diesem mit Perlon. Es wird zum deutschen Pendant für Nylon.

Kurze Zeit später beginnen bei ELBEO erste Experimente mit der Kunstfaser. Ziel ist es, den wachsenden Bedarf an Damenstrümpfen zu decken und das Produkt noch feiner, robuster und besser zu machen. Mit der Vorstellung des neuen Perlonstrumpfs 1945 wird bei ELBEO eine neue Ära der Strumpfherstellung eingeläutet. Gleichzeitig präsentieren sie damit den ersten europäischen Perlonstrumpf und machen sich unabhängig vom amerikanischen Stoffmarkt.

Und heute?

Die über 300 Jahre alte Firmentradition lebt weiter und ELBEO Strümpfe sind wieder in Mode. Die exklusiven Strümpfe sind sehr gut im Fachhandel positioniert und stehen auch heute noch für erstklassige Qualität. Die Familie Bahner und Strümpfe sind noch immer nicht zu trennen. Sei es in beratenden Positionen beim Strumpfhersteller oder als Inhaber ganz eigener Marken, wie Jörg Bahner, der die Marke Bahner Stützstrümpfe betreibt. Und auch ELBEO erfreut sich nach wie vor großer und stetig wachsender Beliebtheit. Nach dem Markenrelaunch 2009/2010 und der 2016 erfolgten Übernahme Seitens der Hanesbrands Inc. ist die Marke zwar nicht mehr in Familienhand, doch noch immer sind Marke und Familie miteinander verbunden und sei es nur in den Köpfen der Menschen.

picture credit: pixabay/jarmoluk